Bei einem geschichtlichen Rückblick, der ein Bild der Landschaft und des Lebens in ihr zu geben versucht, ist auch der Verlauf der alten Verkehrswege von Bedeutung.

In der vorgeschichtlichen Zeit reichte die Benutzung der naturgegebenen Wildwechsel für die nomadisch lebenden Jäger und Sammler aus. Erst Seßhaftigkeit erzeugte Bedarf und bedingte Bedarfsdeckung die schließlich Güteraustausch und Handel im Gefolge hatte. So entstanden die ersten primitiven Verbindungswege zwischen den Einzelhöfen und Siedlungen verbreiterte Wildpfade oft, mit schmalen Stegen über Bache und Knüppeldämmen durch Sumpf und Moor. Immer waren diese Wege an die Beschaffenheit des Bodens angepaßt. Ganz allmählich erleichterte das Ausräumen von Hindernissen die Benutzung.

Überregionale Verkehrswege entstanden in unserer ostfälischen Heimat erst durch Karl den Großen, der auch den seit ältesten Zeiten regelmäßig begangenen Diet-(Volks) Weg von Westfalen nach Magdeburg zur Via regia ausbaute und unter königlichen Schutz stellte. Diese Heer- und Staatsstraße führte von Paderborn über Corvey - Hameln - Elze - Hildesheim - Wolfenbüttel - Braunschweig - Schöningen in den Magdeburger Raum. Später lief sie als Nordelmstraße von Braunschweig fast genau östlich über Bornum - Königslutter - Süpplingen - Helmstedt - Morsleben - Erxleben nach dort und war die große West-Ostverbindung südlich unseres Ortes.

Für die hier lebenden Menschen hatte sie keine Bedeutung. Wichtig für die Menschen in den kleinen Siedlungen unserer näheren Umgebung waren in erster Linie die Verbindungen zu den Nachbardörfern. Und da einmal begangenen Verkehrswegen eine starke Neigung innewohnt, die alte Richtung beizubehalten, dürfen wir davon ausgehen, das die auf der ältesten zur Verfügung stehenden Landkarte, der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781, eingezeichneten Wege die ältesten Wege unserer Heimat überhaupt sind.

In südöstlicher Richtung führte von Beienrode in gewissem Abstand von der sumpfigen Schunterniederung, genau wie heute der Weg nach dem Nachbarort Groß Steinum. Wenn man das Dorf von der Masch aus verließ, hatte man den Kirchweg nach Ochsendorf unter den Füßen, der, wie sich die älteren Einwohner erinnern, alljährlich im Herbst und zur Zeit der Schneeschmelze bis in die dreißiger Jahre oft durch Überschwemmung unpassierbar war. Von Königslutter aus gab es die Ochsendorfer Straße, die bei der Kämmereiplantage die Stadt verließ und hinter den städtischen Fuhren wegen des Rieseberger Moores die gleiche Linienführung wie heute gehabt hat. Von Beienrode aus erreichte man diese Straße, wenn man von der Masch aus die Furt durch die Schunter durchfuhr, die kurz vor der Mündung der Uhrau zu diesem Zweck benutzt wurde. Völlig abweichend von der heutigen Wegeführung ist auf der alten Landkarte allerdings die Verbindung mit dem benachbarten Uhry. Dieser Weg führte in östlicher Richtung aus dem Dorf hinaus, blieb aber südlich der Uhrau wie der heutige Wirtschaftweg nach dem Windhorn, bog dann wie der vorhandene letzte Feldweg wieder dem Dorfe zu und erreichte als erstes Ge­höft den dort liegenden ältesten Ackerhof Nr.1 - Stolze -, der sicher schon als freier Hof bestand, als Kaiser Heinrich II. von der Kaiserpfalz Werla aus im Jahre 1022 dem Michaeli~kloster Hildesheim den Schutz von ,,Wurungon cum silva Alabure" (Uhry mit dem Wald Ölper) garantierte. (Urkundenbuch Hil­desheim, Nr.69). Etwas nördlich vom Hof Stolze gabelte sich der Weg vier­fach. Der östliche Zweig dieser Wegegabelung führte westlich der Uhrau nach Rhode, zwei Zweige führten in den ,, Rottlob" und der vierte, der westlichste Zweig, lief durch das Dorf Uhrau und dann in westlicher Richtung, wie der heutige ,,Promilleweg" nach dem Kirchdorf Ochsendorf.