Das Jahr 1933 brachte auch in unserer Gemeinde die Gleichschaltung gemäß der Ziele der NSDAP. Die deutsche Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 löste alle Gemeindegesetze ab und machte das Führerprinzip zur allgemeinen Organisationsgrundlage. Die erste Aufgabe der neuen Regierung war die Beseitigung der Arbeitslosigkeit, die in unserem Orte größer war als in den umliegenden rein landwirtschaftlich orientierten Dörfern. Den Anfang hierzu machten die „Notstandsarbeiten, die ab Sommer 1933 mit einer staatlichen Beihilfe von 3,00 RM je Tagewerk bezuschußt wurden. In unserer Gemeinde wurden für dieses Projekt folgende Arbeiten vorgesehen: Räumung des Grenzgrabens zwischen Beienrode und Königslutter, Befestigung des Kirchweges in der Masch bis zur Uhraubrücke, Räumung der Uhrau und die Befestigung des Irrgartenweges“ bis in den Dorm hinein. Nicht alle dieser vorgesehenen Arbeiten im geplanten Ausmaß von 3.500 Tagewerken konnten vollendet werden, da sich bald andere und besser bezahlte Arbeitsmöglichkeiten boten. Ab 1935 brachte der Bau der Autobahn Köln - Berlin, die in unmittelbarer Nähe von Uhry und bei Ochsendorf mit Brückenbauten vielfältige Arbeitsmöglichkeiten bot, den letzten Arbeitslosen in Arbeit und Lohn. Dazu kamen bald die Arbeiten am Aufbau der Autofabrik und der „Stadt des KdF-Wagens“ und für Frauen die Arbeiten in der Heeres-Munitionsanstalt bei Lehre.

Im September 1939 brach der zweite Weltkrieg aus. Viele wehrfähige Männer mußten zum Heeresdienst einrücken. Ihren Platz versuchten Frauen und alte Leute auszufüllen. Später halfen Kriegsgefangene in der Landwirtschaft. Lebensmittelkarten und Bezugsscheine für Hausrat erschwerten das tägliche Leben. Immer wieder ergingen strenge Hinweise zur Beachtung der Verdunkelungsvorschriften. Nach den Anfangserfolgen der deutschen Wehrmacht in den ersten Kriegsjahren, mit denen das Kriegsgeschehen über ganz Europa getragen wurde, ahnte niemand, daß dieser Krieg auch im Inland große Opfer fordern würde. Besonders seit 1943 schickten fast täglich die Sirenen ihren Heulton ins Dorf. Die sich ständig steigernden Angriffe der feindlichen Flugzeuge auf die Großstädte, die anfangs durch die in der Nacht operierenden Bomberverbände auf dem Kurs Hannover - Braunschweig – Magdeburg - Berlin erfolgten, versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Unmittelbarer Sach- und Personenschaden durch Bomben entstand hier nicht. Besonders groß war die Gefahr aus der Luft, als neben den meist in der Dunkelheit tätigen Bombern einzelne sehr schnelle Jagdbomber tagsüber auftauchten, die auf alles schossen, was sich bewegte. Der hier lebende Schweinehändler Karl Fricke wurde in der Nähe von Vorsfelde in einem Eisenbahnzug von einem solchen Feindflieger erschossen. Abgeschossene Flugzeuge, deren Trümmer weit verstreut in der hiesigen Feldmark niederfielen, ein Besatzungsmitglied, dessen Leiche auf einem Grundstück an der Masch gefunden wurde, brachten den Schrecken des Krieges auch nach hier. Seit August 1943 war im Gutshaus und auf dem ehemaligen Werksgelände eine Abteilung des Reservelazaretts Königslutter untergebracht. Im Oktober 1944 kam das Feldlazarett 721 von der Krim nach hier. Dieses Lazarett gehörte zu den Truppen des russischen General Wlassow der ostvölkische Freiwillige zum Kampf für ein sowjetfreies Rußland gesammelt hatte, die nun beim Vorrücken der russischen Armeen vom östlichen Kriegsschauplatz abgezogen werden mußten. Neben den mitgebrachten Verwundeten wurden hier auch einige verwundete deutsche Soldaten ärztlich versorgt.

Im gleichen Monat wurde auch hier aus den nicht mehr wehrpflichtigen Männern eine Abteilung des "Volkssturm" aufgestellt, die sonntags Übungen abhielten und auch bewaffnet waren. Wilde Gerüchte über eine Verteidigung des Dorfes beim Anrücken feindlicher Truppen beunruhigten die Einwohner. Nur die es trotz strengen Verbots wagten, die ausländischen Soldatensender zu hören, wußten, daß alle fanatischen Durchhalteparolen und auch die geplante Verteidigung des Ortes den Vormarsch der feindlichen Armeen nie hätten aufhalten können, sondern die Zerstörung des Dorfes bewirkt hätten. Am Morgen des 12. April 1945 rückten amerikanische Soldaten in das mit Rote-Kreuz-Fahnen als Lazarettstandort gekennzeichnete Dorf ein. Im Laufe des Sommers übernahm eine englische Einheit die Besatzung. Weihnachten 1945 konnten schon eine Anzahl ehemaliger Soldaten nach Rückkehr aus der Gefangenschaft das Fest mit ihren Familien feiern. Für die Kinder war die Weihnachtsfeier, die die englischen Soldaten für sie gestalteten, ein unbekanntes und langentbehrtes Schmausen von Schokolade, Kuchen und sonstigen Leckereien. Solcher Überfluß war für uns Deutsche damals ein begehrlicher und zugegeben auch neidischer Blick in eine andere Welt, in die Welt des Siegers. Bei uns herrschte damals bittere Not.

Noch ein Jahr nach Kriegsende lebten - ohne daß auch nur ein Wohnraum in der Zwischenzeit gebaut worden war, in den gleichen Häusern, die im Jahre 1939 381 Menschen bewohnten, jetzt im August 1946 580 Menschen. Das konnte nicht immer ohne Spannungen ausgehen, denn Not macht oft bitter und aggressiv. Das tägliche Leben in den überfüllten Wohnungen, die nur ganz beschränkt zugeteilten Lebensmittel, die Unmöglichkeit, Hausrat, Wäsche, Kleidung und Schuhwerk zu ersetzen und die fortgesetzte Sorge um Kohlen und Holz kann sich keiner, der es nicht miterlebt hat, heute noch vorstellen.

Auch wer genügend Geld hatte, litt in dieser Zeit, denn keiner wollte mehr gegen Geld etwas verkaufen. Der Tauschhandel blühte. Anders wurde es erst, als durch die Währungsreform am 20. Juni 1948 wieder eine starke Währung eingeführt wurde und die Zwangsbewirtschaftung von wichtigen Versorgungsgütern aufgehoben wurde. Diese Aufhebung der staatlichen Bewirtschaftung hat nach Jahren des Hungerns und der Abgeschlossenheit wirtschaftsbelebend gewirkt. Nun konnte der Gemeinderat daran gehen, längst fällige Probleme in der Gemeinde zu lösen.

Zu den ab 1950 getätigten Baumaßnahmen gehören die Anlage eines gemeineigenen Friedhofes, 1956 Neubau einer Schule, 4957 Bau einer Friedhofskapelle, Anschluß an den Wasserversorgungsverband Scheppau, Errichtung von 14 Einfamilienhäusern im Rahmen der landwirtschaftlichen Nebenerwerbssiedlung in den Jahren 1962/63, 1969/70 Straßen- und Kanalisationsbau, Anlage von Klärteichen und 1972 Bau eines Sportplatzes.