Beienrode, das alte „Bodenrod“, eine Rodungssiedlung, wurde erstmalig im Jahre 980 urkundlich erwähnt, als Kaiser Otto II. dieses Landgut, im altsächsichen Gau Derlingo gelegen, dem Grafen Mamecho schenkte. Dass es sich dabei um unser Beienrode handelte, ist allerdings nicht zweifelsfrei erwiesen, da es an der Schunter, die in der Urkunde genannt wird, noch das Beienrode bei Flechtorf gibt (ein dritter Ort Namens Beienrode befindet sich noch bei Gleichen im Raum Göttingen - dieser kommt hierfür aber nicht in Betracht).

Über Kaiser Lothar von Süpplingenburg kam der Gau Derlingo, zu dem der Hasenwinkel und damit Beienrode gehört, als welfisches Hausgut an Heinrich den Löwen. Nach dem Sturz Heinrichs wurde sein Herzogtum aufgeteilt und der Hasenwinkel wechselte als Grenzland über Jahrhunderte zwischen den welfischen Häusern Braunschweig und Lüneburg hin und her, bis er 1428 endgültig zu Lüneburg kam. Nach den Napoleonischen Kriegen gehörte der Hasenwinkel ab 1814 zum Königreich Hannover und ab 1866 zu Preußen, das im Preußisch-Österreichischen Krieg gesiegt und sich das Gebiet von Österreichs Verbündetem Hannover einverleibt hatte. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Land Niedersachsen gegründet und die jüngste Veränderung in der politischen Zugehörigkeit ergab sich für Beienrode durch die Gebietsreform 1974, durch die es nicht nur vom Landkreis Gifhorn zum Landkreis Helmstedt wechselte, sondern auch seine Selbständigkeit verlor und ein Ortsteil der Stadt Königslutter wurde.

Die Geschichte Beienrodes war über Jahrhunderte stark von der adeligen Grundherrschaft geprägt. Einen freien Bauernstand hat es in Beienrode erst sehr spät und nur in begrenztem Umfang gegeben. 1411 kam das Rittergut Beienrode in den Besitz der Familie von Veltheim, die dann für fast 400 Jahre die Geschicke des Dorfes lenkte. Bauliche Hinterlassenschaften der Familie von Veltheim sind die Kapelle (ca. 1433) und zum Teil der Gutshof, da man im Jahr 1735 mit einer Umgestaltung der ursprünglichen Anlage begann, von der eventuell noch die Mauer entlang der Steinumer Straße übrig geblieben ist. 1753 wurde das Gut an den Berghauptmann Georg Gottfried von Bülow verkauft. Dieser war ein Anhänger der Wirtschaftsideen des seit 1735 in Braunschweig regierenden Herzogs Karl I. So richtete der Berghauptmann von Bülow eine Branntweinbrennerei und eine Pottaschenfabrikation ein und ließ die Schunter begradigen, um sie schiffbar zu machen und seine Produkte besser abtransportieren zu können. 1763/64 sorgte er dafür, dass Beienrode eine eigene Schule bekam (die Kinder gingen vorher nach Ochsendorf in die Schule), die schließlich bis 1966 bestand, als sie im Zuge der großflächigen Zusammenlegung von kleinen Dorfschulen geschlossen wurde. Im 19. Jahrhundert wechselte das Gut wiederholt den Eigentümer. Immerhin gelang es aber, dass Beienrode 1859 an das öffentliche Straßennetz angeschlossen wurde. Letzter adeliger Eigentümer des Gutes Beienrode war die freiherrliche Familie von Knigge in der Zeit von 1860 bis 1936. 1952 erwarb das Flüchtlingsselbsthilfewerk Beienrode e. V. das Gut, um ostpreußischen Pfarrwitwen und -waisen eine neue Heimat zu bieten. Seit Jahrzehnten wird das „Haus der helfenden Hände“ als Altersheim und Tagungsstätte genutzt. Die Ländereien sind seit 1975 verpachtet.

Seine größte und kurze wirtschaftliche Blütezeit erlebte Beienrode von 1900 bis 1926 als hier Kalisalze gefördert wurden. Ende des 19. Jahrhunderts hatte man entdeckt, dass die bei der Steinsalzgewinnung anfallenden Abraumsalze den Pflanzennährstoff Kali enthielten, der für die Kunstdüngerproduktion wichtig war. Da man bis zum Ende des ersten Weltkriegs nur Lagerstätten im Deutschen Reich kannte, hatte Deutschland eine weltweite Monopolstellung und es setzte ein regelrechter Kaliboom ein. 1892 wurde man auch in Beienrode fündig und das Kalibergwerk, die bergrechtliche „Gewerkschaft Beienrode“ wurde aufgebaut. Die Einwohnerzahl Beienrodes stieg in dieser Zeit um mehr als das Doppelte an; das Bergwerk beschäftigte in seiner Spitzenzeit 845 Menschen. Als Deutschland nach dem ersten Weltkrieg seine Monopolstellung verlor und neue Kalisalzlagerstätten in aller Welt entdeckt wurden, mussten viele Kalibergwerke schließen, darunter auch Beienrode. Bis 1966 wurde das Bergwerk als Reserveschacht betriebsbereit gehalten, dann wurden die Fördertürme gesprengt und die nicht mit Abraum verfüllten Schächte und Stollen mit Wasser geflutet. Der größte Teil der Bergwerksanlagen ist im Laufe der Zeit abgerissen worden, geblieben sind der alte Wasserturm auf dem Schachtgelände, das Verwaltungsgebäude, daneben das Betriebsführer-Wohnhaus und die drei Beamtenhäuser am Schachtweg, die Steigerwohnhäuser in der Bergmannstraße, die Direktorenvilla an der Hauptstraße und das ehemalige Laboratorium am Schwarzen Weg.

Wesentliche öffentliche Baumaßnahmen waren 1950 der Friedhof, 1956 die neue Schule (heute Dorfgemeinschaftshaus und Kindergarten), 1957 die Friedhofskapelle und 1972 der Sportplatz mit Sportheim.

2002 Ursula Badke